Timacum Minus

Die älteste Militärbefestigung auf dem Timokgebiet Timacum Minus (Latein Timacum - der Timok, Hydronym, lat. minus - kleiner) wurde im Tal Beli Timok beim Dorf Ravna unweit von Knjazevac errichtet.

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Grundlegende Informationen

            Die älteste Militärbefestigung auf dem Timokgebiet Timacum Minus (Latein Timacum - der Timok, Hydronym, lat. minus - kleiner) wurde im Tal Beli Timok beim Dorf Ravna unweit von Knjazevac errichtet. Die archäologische Untersuchungen dieser Lokalität wiesen darauf, dass die Ansiedlungen auf diesem Gebiet seit Urgeschichte bis zum Mittelalter vorhanden waren. Diese Siedlung erreicht ihren Höhepunkt in der Antike Timacum Minus als ein wichtiges bergwerksmetallurgischen Zentrum darstellend.

            Timacum Minus wurde auf dem Gebiet loziert, wo sich die wichtigen Wege nach Podunavlje, Pomoravlje, Adriatischem und Ägäischem Meer kreuzten. Im fruchtbaren Tal von Beli Timok am Ende der Gebirge Balkan gelegen, gab es günstige Bedingungen für die Entwicklung in der ganzen Antike. Die zahlreichen Erzfundorte (Gold,Silber, Eisen Kupfer, Blei) auf Stara Planina bestimmten die Entwicklung der Stadt Timacum Minus. Die epigraphischen Inschrifte bestätigen, dass die Stadt ein wichtiges administratives Zentrum des breiteren Gebietes darstellte, mehrmals durch barbarische Angriffe von der Mitte des dritten bis zur Mitte des fünften Jahrhundert zerstört.

Timacum Minus

Die Römische Befestigung

Über die Befestigung

            Die Befestigung Timacum Minus wurde auf einem relativ flachen Boden gebaut. Rechteckiger Basis, 144x112m Maß mit gesamter Fläche von ungefähr 2 ha. Der Aufbau der ersten Erdbefestigung wird mit der Periode von der Mitte bis zum Ende des ersten Jahrhunderts verbunden (die Phase I).

            Die Spuren der ältesten Befestigung mit den hölzernen Türmen sind am Sektor des Westtors registriert. Sie ist von den Angehörigen der Kohorte (Cohors I Thracum) aus Erde und Palisaden errichtet worden.

            Die älteste Befestigung war von den Schutzgraben namens fossa umkreist. Die Reste des Schutzgrabens wurden längst östlichen Festungwalls entdeckt. Die östliche Seite der Festung liegt zugleich dem Fluss Timok am nähesten.

            Die erste steinerne rechteckige Befestigung wurde anfangs zweiten Jahrhunderts aufgebaut und seine Spuren wurden am Sektor des Westtores registriert an der nordwestlichen und nordöstlichen Ecke der Befestigung. Die Befestigung selbst war rechteckig mit gerundeten Ecken 144x112m, Phase II. aus Stein und Flusskiesel gebaut und mit Mörtel gebunden.

            Die viereckigen Türme wurden von den Innenseiten des Festungwalls gebaut. Arhäologisch ist das 3m breite Westtor der Befestigung untersucht worden (porta principalis sinistra). Zwei von der Innenseite des Festungwalls errichtete Quadrattürme schützten den Eingang. Die Linien des Festungwalls entlang an der östlichen und westlichen Seite wurden auch dieselben Quadrattürme zwischen den Ecken und Toren der Befestigung errichtet. Der Aufbau dieser Befestigung wird mit der Bautätigkeit des Kaisers Trajan verbunden (98-117). In der Befestigung ist der Aufenthalt von der wahrscheinlich in der Zeit von Mark Aurel (161- 180 Jahr) gegründeten Kohorte II Aurelia Dardanorum bezeugt worden.

            Die nächste Phase des Aufbaus von Timacum Minus bezieht sich auf die erneuerte Befestigung mit neugebauten Quadartschutztürmen (Phase III). Die Aufbauzeit wird mit der Erneuerung der Befestigung nach den ersten Invasionen der Goten auf dem Gebiet von Obermösien mitte des dritten Jahrhunderts verbunden, zeit des Trajan Decius (249-251). Diese Schicht wurde auf dem Sektor des Westtores entlang des westlichen Festungwalls sowie auf dem Sektor des Südtores registriert. Das archäologische Material aus dieser Schicht ist für die Zeit des zweiten und der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts typisch. Die neugebauten Schutztürme sind auf die Außenseite des Festungwalls ausgeworfen. Charakteristisch für diese Phase ist der Bau der Festungwälle aus den grauen Sandsteinblöcken und Spolien - die Marmorelemente von den älteren Gebäuden genommen. Wegen der großen Eile und dem Mangel an hochwertigem Stein für die Verstärkung des Festungwalls benutzte man auch die Grabsteine von der älteren Nekropole (zweites und drittes Jahrhundert). In dieser Phase wurde auch die Rekonstruktion des West - und Südtores evidentiert. Die Ergebnisse archäologischer Untersuchungen auf dem West- und Nordfestungwall als auch auf der Nordwestecke weisen darauf, dass in dieser Phase 16 bis 20 Türme die Befestigung geschützt haben. Das Südtor (porta praetoria) wurde aus den großen Sandsteinblöcken in der Technik suhozid, die trockene Wand, aufgebaut. Seine ursprüngliche Höhe ermöglicht die erfolgreiche Rekonstruktion. Die Besatzung der Befestigung machen weiterhin die Kohorten Cohors II Aurelio Dardanorum bis zu den letzten Jahrzehnten des vierten Jahrhunderts.

            Die letzte Rekonstruktion spielte sich Ende des vierten Jahrhunderts ab. Die neue Befestigung mit dem verstärkten Festungwall und den hervorragenden Türmen in der Technik opus mixtum war in der Zeit der Herrschaft von Valentinian und Valens (364 - 375) charakteristisch. Die Restaurierung ist auf dem Nord- West- und Südfestungwall, als auch auf den Ecken der Befestigung registriert worden. Die Restaurierungspuren sind auch im gesammelten archäologischen Material sichtbar. Die Tore der Befestigung sind mithilfe von den neugebauten großen Türmen geschlossen (Phase IV). Der neue 2m breite Festingwall ist am bestehenden steinernen Festungwall errichtet worden. Die Befestigung ist wahrscheinlich während des Hunenangriffs im Jahre 441 zerstört. Im Laufe von bisherigen archäologischen Untersuchungen wurde keine neue Restaurierung nach der Zerstörung registriert. Der neueste Horizont des Fundortes in Ravna ist die mittelalterliche Ansiedlung aus dem zehnten Jahrhundert. Das wurde aufgrund der Grabfunden von der naheliegenden Nekropole auf der Lokalität Slog festgestellt. Die archäologischen Funde sowie die antropologischen Analysen zeigen, dass hier die slawische Bevölkerung begraben wurde, in der Periode vom Ende des neunten bis zum Ende des elften Jahrhunderts. Die aufgezeichneten Funde der Keramikstückchen aus der Innenseite der Befestigung weisen darauf, dass diese Siedlung in der Periode vom zwölften bis zum dreizehnten Jahrhundert restauriert wurde.

Die untersuchten objekte

Das Gebäude im zentralen Teil der Befestigung (horreum)

            Im zentralen Teil der Befestigung befindet sich ein Bauobjekt des rechteckigen Grundes, das mit seiner südlichen Phasade auf die nördliche Vorhalle der Hauptstraße (decumanus) Richtung Osten - Westen ausging. In der Technik opus mixtum ausgebaut, die Kombination von Stein und Ziegel und mit dem Kalkmörtel verbunden. Das Gebäude hat die mit den Pilastern verstärkte Mauern, die das obere Stockwerk hielten. Die Lage des Gebäudes ist Osten - Westen. Die Rolle des Bauobjekts ist noch immer unklar, obwohl man denkt, dass es als (horreum) Getreidelager diente. Angesichts der Ergebnisse die geophysichen Prospektion der nicht untersuchten Teile des Bauobjektes betreffend ist es doch nicht ausgeschlossen, dass es sich um ein Gebäude der Militär - Verwaltung Timacum Minus handelt (principia). Das Gebäude stammt aus dem vierten Jahrhundert.

Granary building (horreum)

Das Kreisarchäometallurgische Objekt

Das Kreisarchäometallurgische Objekt

            Das rundförmige Bauobjekt, mit dem Becken in der Mitte, Durchmesser 6m, wurde in der nordöstlichen inneren Ecke der Befestigung untersucht. Aus Stein und mit Kalkmörtel verbunden wurde das Objekt aufgebaut. Aufgezeichnet wurde der Boden aus dem hydraulischen Mörtel. Der Zweck des Ravnaer Objekts wird mit den metallurgischen Aktivitäten verbunden (cisterna), so dass es zu voraussetzen ist, dass dieses Objekt für die Flotation des Erzes und Separation von Gold und Silber gedient hat. Davon zeugen vorläufige archäometallurgische Musteranalysen. Die Spuren der metallurgischen Aktivitäten, das Gießen und Schmieden des Eisens wurden an den Sektoren des Süd- und Nordtores der Befestigung aufgezeichnet.

Das Südtor (porta praetoria)

            Architektonisch am interessantesten ist das Südtor der Befestigung in großem Maß aufbewahrt und hat alle nötigen Elemente für die Rekonstruktion. Es zeichnet sich mit einer besonderen Bautechnik aus, außer seiner Erhaltung im großen Maß. Teilweise aus den monumentalen Sandsteinblöcken in der Technik Trockenwand (suhozid), ist es darauf hinzuweisen, dass es von lokalen Baumeistern errichtet worden ist. Dieses einzigartiges römisches Tor hat vier Bauphasen. Das mit rechteckigen Türmen flankierte Tor wurde wahrscheinlich am Ende des dritten Jahrhunderts aufgebaut. Die jüngste Lebensphase auf dem Sektor des Südtores in der Befestigung Timacum Minus wurde Mitte des fünften Jahrhunderts beendet.

Das Südtor

Thermae I

Das römisches Bad (Thermae I)

            Nordöstlich von der Befestigung, am Ufer des Beli Timok, wurde das Objekt Terme I untersucht. Dieses Bad besitzt in seinem Gefüge apodyteium - den Auskleideraum an der Ostseite des Gebäudes. Daran schließt sich der mild gewärmte Raum (tepidarium) an. Auf seiner rechten Seite folgen dann zwei stärker gewärmte Räume (caldaria), die mit der Heizungsstelle (praefurnium) verbunden sind. Südlich des Objektes ist das kalte Bad (frigidarium) mit dem Becken. Terme I sind aus gebrochenem Stein und dem Flusskiesel gebaut und mit dem Kalkmörtel verbunden. Das Bad wurde im zweiten Jahrhundert errichtet und wurde bis zum vierten Jahrhundert gebraucht.

Das Objekt mit Hypokaustum (Thermae II)

            Das Bauobjekt mit dem System der Fußbodenheizung - das Hypokaustum ist teilweise erforscht. Es befindet sich südwestlich von der Befestigung. Es ist nicht im ganzen erforscht, so dass man seine Funktion nicht ganz zuverlässig definieren kann. Es ist vorauszusetzen, dass es noch ein öffentliches Bad ist. Auf der Südseite sind zwei Apsiden entdeckt (eine größere und eine kleinere), gebaut aus Stein und Kiesel mit Mörtel verbunden. Da das Hypokaustum teilweise erforscht ist, ist es schwer die genauere Entstehungszeit zu bestimmen, aber im allgemeinen hält man vom zweiten, d.h. dritten Jahrhundert.

Thermae II

Die untersuchungen von Timacum Minus

Die ersten Untersuchungen

            Die Befestigung am Ufer von Beli Timok beim Dorf Ravna in der Nähe von Knjaževac wurde mit dem Mitte des ersten Jahrhunderts n.Chr.G errichteten römischen Timacum Minus verglichen. Die ersten Angaben davon hat der Arzt Stevan Mačaj aufgezeichnet, Fisikus Knjaževacer Gegend. In seinem Werk “Der Stoff für die Topographie vom Knjaževacer Bezirk” aus 1866 erwähnt er die Altertümer in Ravna. Außer der ersten hinterlassenen schriftichen Angaben über diese befestigte Stadt, hat Mačaj noch einen großen Forscher nach Timacum gerichtet.

            Ethnograph und Reisebeschreiber Felix Philipp Kanitz hat zusammen mit Stevan Mačaj Timacum Minus besucht. Da hat er notiert, er sei überzeugt, er befinde sich in einem römischen Kastell. Seine Bemerkungen hat Kanic in seinem Buch “Römische Studien in Serbien” aus 1892 veröffentlicht.

            Die epigraphischen Pionierarbeiten die Ravnaer Befestigung betreffend hat der Redakteur von Berliner “Corpus inscripcionum Latinarium“ veröffentlicht, Alfred von Domaszewski, der Knjaževac im Jahr 1866 besucht hat.

            In seinem wissenschaftlichen Werk “Knjaževacer Bezirk” - mit der Karte (Glasnik Srpskog učenog društva, knj. XLIX, Beograd 1881, 53–124) “Der Bote der serbischen wissenschaftlichen Gesellschaft, das Buch XLIX, Belgrad 1881, 53-124)” hat General Mišković die Angaben über Ravnaer Kastell ausführlicher bearbeitet und ergänzt, die Dr. Arzt Mačaj hinterlassen hat.

            Anfangs des XX. Jahrhunderts schreibt über “die Stadt Ravna” der Sprachwissenschaftler und  Anthropogeograph Marinko Stanojević aus Jakovac. In seinem Buch “Timok” 1940 veröffentlicht er die Angaben über den Fundort in Ravna und über andere antike Denkmäler aus Knjaževacer Gebiet.

            Das Schlüsselmoment in der Untersuchungsgeschichte von Timacum Minus ist die Zusammenarbeit zwischen Anton von Premerstein vom österreichischen archäologischen Institut und Prof. der Belgrader Universität Nikola Vulić. In der Zeit von 1899 - 1902 fing man die ersten archäologischen Untersuchungen der Festung von Ravna an. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts in der Zeitschrift “Das Denkmal der serbischen königlichen Akademie” veröffentlicht, Nr. XCVIII. Nikola Vulić führte die Untersuchungen bis zum Anfang des Zweiten Weltkriegs durch. Der Mitarbeiter von Vulić war Direktor des Museums in Niš Aleksandar Nenadović. Ein größerer Teil der beweglichen archäologischen Materials dieser Untersuchungen wird auch heute noch immer im Museum in Niš aufbewahrt.

Anfang der systematischen archäologischen Untersuchungen

            Nach mehreren Jahrzehnten Pause in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts fingen die ersten systematischen Untersuchungen von Timacum Minus an. Unter der Leitung von Dr. Petar Petrović haben 1975 das Archäologische Institut aus Belgrad und Heimatmuseum aus Knjaževac die erste Kampagne archäologischer Forschungen angefangen. Der Archäologe Svetozar Jovanović, Kurator des Heimatmuseums in Knjaževac, hat einen großen Beitrag in der Durchführung dieser Untersuchungen gegeben. Die Untersuchungen waren im Gebiet der Festungwälle, Türmen, Toren der Befestigung fokusiert, als auch auf die Untersuchung des Kreisobjekts im Inneren des Gebäudes. Man begann mit den Untersuchungen außerhalb des Wallraums im Ziel, die Grenzen vom Ravnaer Fundort zu definieren sowie die Objekte extra muros zu entdecken. Außerhalb des Befestigungsraums wurden die ersten römischen Gräber der inhumierten Toten neben Ropinjski potok aufgezeichnet und man begann mit den Ausgrabungen von römischen Thermen am Ufer von Beli Timok. Zusammen mit archäologischen Untersuchungen hat die Anstalt für Kulturdenkmälerschutz aus Niš die konservatorischen Arbeiten systematisch verwirklicht, um diesen Fundort sowohl den Besuchern als auch der Fachöffentlichkeit entsprechend darzustellen.

            Etwas später hat man mit den Ausgrabungen des Gebäudes mit Hypokaustum begonnen, die sich südwestlich von der Befestigung befindet, als auch mit der Untersuchung des Zentralobjekts im Inneren der Befestigung. Verwircklicht wurden auch die Untersuchungen der Kirche der Dreifaltigkeit auf dem naheliegenden Berg westlich von der Befestigung. In den Gründen der frühbyzantischen Kirche kleiner Dimensionen wurden die Reste des heidnischen Tempels, wahrscheinlich dem Gott Jupiter gewidmet, aufgezeichnet. Vom beweglichen Material von diesem Gebiet soll man die Marmorkapitel (II.-III. Jahrhundert) und die Marmorikone des Gottes Jupiter aussondern. In dieser Periode wurden die ersten Luftaufnahmen der Ravnabefestigung gemacht.

            Anfang 90-er Jahre haben die Abteilung für Archäologie an der Philosophischen Fakultät in Ljubljana, Das Archäologische Institut Belgrad, das Heimatmuseum Knjaževac die ersten geomagnetischen Aufnahmen der Befestigung gemacht. Auf diese Weise begann die neue Phase in der Untersuchung des Ravnagebiets, das zum modernen multidisziplinären wissenschaftlichen Zugang offene Kapitel.

            Im Jahre 1991 wurden die Untersuchungen im Rahmen des Projekts der internationalen Zusammenarbeit YU - USA “Metallurgy and military organisation at Roman Ravna” verwirklicht. Die amerikanischen Mittarbeiter waren von der Universität aus Michigan und Albany. Die Untersuchungen waren auf dem Sektor des Zentralgebäudes im Inneren der Befestigung fokusiert.

            In der Periode von 1994 bis 1996 wurden die ersten Schutzausgrabungen bei der Rekonstruktion des lokalen Wegs Ravna - Debelica gemacht. Auf dem naheliegenden Berg Slog wurden die spätrömische und die mittelalterliche Nekropole entdeckt. Gleichzeitig mit der Untersuchung der Ravnaer Nekropole haben sich die Ausgrabungen des Südtores -porta praetoria- abgespielt.

            Nach einer längeren Unterbrechung der archäologischen Untersuchungen werden im Jahre 2008 die neuen Schutzausgrabungen auf der Lokalität nordwestlich von der Befestigung verwirklicht. Dabei wurden ein Teil der Steinstruktur (die Grundzone der massiven Mauer, vielleicht sogar des Festungwalls) sowie zwei Gräber inhumierter Verstorbenen entdeckt. Im nächsten Jahr schon bei der Anordnungung des Ethnoarchäologischen Parks in Ravna sind die Untersuchungen der aufgezeichneten Nekropole mit inhumierten Verstorbenen verwirklicht.

            Dank erfolgreicher Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Institut Belgrad, Heimatmuseum Knjaževac und der Römisch-Germanischen Komission der deutschen archäologischen Insituts aus Frankfurt am Main wurde 2010 die geophysische Prospektion der Lokalität verwirklicht. Die bedeutenden Angaben hat man bekommen, die bei der Planung die weitere Untersuchung des Gebiets Timacum Minus beeinflussen werden.

            Im Laufe von 2013 und 2014 wurden die weiteren Schutzuntersuchungen der Nekropole Slog fortgesetzt. Die archäologischen Ausgrabungen dieser spätantiken und frühmittelalterlichen Nekropole haben kostbare Funde gegeben. Entdeckt wurde eine große Zahl persönlicher Gegenstände der Begrabenen: der Schmuck aus Bronza und Silber, Ohrringe, Armbänder, Ringe und Halsketten aus Glasperlen und Bronze, als auch eine große Zahl von Gefäßen aus Keramik und Glas, die als Grabgaben in die Gräber gelegt worden sind.

            Die Pionierforschungsarbeiten im XIX. Jahrhundert, als auch die 40 jährige Untersuchung dieses archäologischen Fundortes haben eine bedeutende notwendige Grundlage für die Erläuterung des kulturgeschichtlichen Bildes der balkanisch-römischen Provinzen und des Timokgebietes selbst geboten.

Die natureigenschaften der umgebung von Timacum Minus

            Das Gebiet der breiteren Umgebung des archäologischen Fundortes Timacum Minus gehört der Timočka Krajina, bzw. zentralbalkanischer Region. Die natürliche Grenze im Osten und Südosten bildet das Gebirgsmassiv Stara Planina, während im Westen und Nordwesten Knjaževacgebiet mit Kalkgebirgen umgeben ist: Tresibaba, Ozren mit Devica, Slemen und Krstatac. Auf diesem Gebiet kommen sehr oft Karste vor: Unterströmungen, Vertiefungen, Höhlen, Eisplatten. Im Süden von diesem Gebiet befinden sich Svrljiggebirge und auf der Nordseite befindet sich das Gebirge Tupižnica (Lasovačka Planina). Die Naturgrenze im Norden ist die Vratarnicaer Schlucht. Die Gebirge, die sich auf diesem Gebiet ausstrecken, gehören zu den karpatisch-balkanischen Gebirgen. Sie sind verschiedener geologischer Struktur, so dass darin viele Erzen vorhanden sind.

            Das Relief des Knjaževacgebietes gehört dem Gebiet vom Obertimok und stellt derart eine Art vom “Schachrelief“ dar, in dem sich Becken, Täler und Gebirge abwechseln. Das Tal von Beli Timok wurde mit den Abhängen von Stara Planina, Tupižnica und Tresibaba durchgeschnitten. Diese Gebirge sind nach ihren Jägergebieten bekannt.

            Östlich von Timok befindet sich das Massiv von Stara Planina, das die natürliche Grenze mit Bulgarien darstellt. Auf den Lokalitäten Kadibogaz ( bei dem Dorf Novo Korito) und Sveti Nikola (bei dem Dorf Ravno Bučje) gibt es geeignete Gebirgspässe, alte Übergänge, die auch in den früheren Zeiten für die Verbindung des Timoktales mit großen Zentren in Bulgarien genutzt wurden. (Ratiaria, das bedeutende antike Zentrum am Donauufer, das heutige Arčar, Serdica, das heutige Sofia, usw.)

            Weiter betrachtend unterscheiden sich im Knjaževacgebiet zwei Klimazonen, das Alpenklima um Stara Planina und das konitentale Klima im Timoktal. Das Klima des Knjaževacgebietes stellt die Kombination vom mitteleuropäischen feuchtkontinentalen und semiariden Klima semiarid-kontinentalen Charakters dar. Die Haupteigenschaft solchen Klimas ist heiße und trockene Sommer und kalte Winter. Zu den wärmsten Gegenden gehört das Gebiet um Beli Timok, in dem der archäologische Fundort Timacum Minus loziert wurde. Der nordöstliche und südöstliche Wind üben Einfluss am meisten im Klima des Knjaževacgebiets. Solche klimatische Bedingungen ermöglichen den Anbau vieler landwirtschaftlicher Kulturen (Getreide, Obst, Gemüse). Wegen der großen Zahl sonniger Tage ist diese Gegend für den Weinrebeanbau außerordentlich geeignet.

            Das Knjaževacgebiet kennzeichnet ein entwickeltes hydrographisches Netz. Die bedeutendste Stelle nimmt der Fluss Beli Timok ein, an dessen Ufer die Ansiedlung Timacum Minus gegründet wurde. Beli Timok bilden Svrljiški und Trgoviški Timok.

            Das fruchtbare Tal von Beli Timok war für die früheste Ansiedung dieses Gebiets geeignet. In seinem Hintergrund sind paläolithische Ansiedlungen aufgezeichnet worden, die das bestätigen. Auf dem Gebiet von der Befestigung Timacum Minus wurde außerdem bei archäologischen Ausgrabungen eine urgeschichtliche Kulturschicht aus der Kupfer- und Eisenzeit aufgezeichnet. Die Erdzusammensetzung übte Einfluss auf die Entwicklung vom Pflanzenanbau, der Landwirtschaft und vom Obst- und Weinrebeanbau.

            Das Knjaževacgebiet zeichnet sich durch vielfältige geologische Zusammensetzung aus. Das bedingte die Forschung von Metall-und Nichtmetallrohstoffe, die die Wirtschaft dieses Gebiets richteten.

            Die Erzschichten sind für das ganze Timoktal charakteristisch. Dieses Gebiet wimmelt von Kohlenfunden Metallerzen: Die am meisten vorhandenen Metalle sind Kupfer, Gold, Silber, Eisen. Im Zaglavakgebiet ist die Erscheinung von Gold- und Quarzklümpchen im Fluss charakteristisch. Der größte Teil des Goldes in der Timokanhäufung stammt aus den alten Gesteinen konzentriert auf dem Gebiet von Zaglavak (das Berggebiet zwischen bulgarischer Grenze, Trgoviski und Beli Timok). Durch die Schlackeanalyse in Ravna wurde niedriges Prozent von Gold und Silber festgestellt, was darauf weist, dass die antike Bevölkerung dieser römischen Ansiedlung eine fortgeschrittene Metallbearbeitungstechnologie benutzt hat. Aufgrund der Ergebnisse von systematischen archäologischen Untersuchungen setzt man voraus, dass Timacum Minus das Zentrum metallurgischer Region Ende III. und Mitte V. Jahrhunderts war.

Die Nekropolen

            Die Spuren der ältesten Nekropolen aus dem I. - III. Jahrhundert wurden westlich von der Befestigung auf der Lokalität Slog entdeckt. Auf dieser Lokalität wurden auch ein Teil der spätantiken Nekropolen aus der zweiten Hälfte des IV und ersten Hälfte des V Jahrhunderts erforscht.

            Die inhumierten Verstorbenen wurden auf mehrere Weisen begraben: In den aus Ziegeln und Kiesel gebauten und mit Mörtel gegossenen Grabstätten oder in den mit großen Steinen umkreisten Gräbern, oder sie waren einfach in die ovalen oder rechteckigen Gruben begraben. Die Funde in den Grabstätten sind sehr zahlreich und vilefältig: Schmuck, Gürtelschnallen, Teile der Fußbekleidung, Kämme, eiserne Werkzeuge, die Gefäße aus Keramik oder Glas, Waffe, Geld usw. Die in den Gräbern gefundenen Gefäße weisen darauf hin, dass es sich hier um solche Rituale handelt, mit denen dem Verstorbenen das Opferessen und Getränke besorgt wurden. Die Münzen zeugen über die Sitten, wobei man damit die “Gebühr” für den Übergang in die unterirdische Welt bezahlt.

            Die Nekropole der Bewohner von Timacum Minus aus dem II. - III. Jahrhundert ist noch immer nicht untersucht worden aber ihre Grabsteine sind aufbewahrt. Sie haben Mitte des III. Jahrhunderts zur Zeit der großen Gefahr vom Angriff von Barbaren und Hunen als Baumaterial zur Verstärkung des Festungwalls gedient.

            In der Nähe der Befestigung wurde ein klener Teil der birituellen Nekropolen erforscht: Die Verstorbenen wurden Ende des III. und Anfang des IV. Jahrhunderts entweder kremiert oder inhumiert begraben.

            Auf der Lokalität Slog in der Sicht über der antiken Nekropole wurden die Reste des mittelalterlichen Friedhofs aus dem IX. - X. Jahrhundert entdeckt. Das in der Nekropole entdeckte archäologische Material beweist, dass darin die slawische Bevölkerung begraben wurde.

Glauben und rituale

            Die antiken Völker ließen hinter sich nicht nur die Spuren der materiellen Kultur sondern auch die Echos ihrer Glauben und Hoffnungen. Die Analyse der archäeologischen Funde aus der teilweise erforschten und in der Nähe von der Befestigung Timacum Minus liegenden Nekropole Slog hat die Angaben über das Grabritual und den Kult der Anwesenheit der Toten bei der Bevölkerung spätantikes und mittelalterliches Ravna gegeben. Die Nekropole Slog wurde lang benutzt. Die ältesten Grabstätten stammen aus dem I. - III. Jahrhundert. Die Bewohner des antiken Ravna setzen fort, das ältere Kultgebiet auch in der Spätantike im Laufe der zweiten Hälfte des IV. und der ersten Hälfte des V. Jahrhunderts zu benutzen. Die jüngste Schicht dieser Nekropole stammt aus dem IX. - X. Jahrhundert. Während der neueren Erforschungen wurde auch ein älterer Horizont mittelalterlichen Begrabung aus dem VII. - IX. Jahrhundert bemerkt.

            Auf der spätantiken Nekropole Slog überherrscht die Inhumation. Die Verstorbenen werden in der Liegeposition Richtung Westen - Osten begraben, der Kopf nach Westen. Die Basis der Grube ist meistens rechteckig oder ellipsoidenförmig. Die Grabsteinkonstruktionen sind leider durch mittelalterliche Grabbeerdigungen beschädigt. Durch die Analyse der während der archäologischen Ausgrabungen der Nekropole erhaltenen Ergebnisse wurden drei chronologische Begrabungsphasen bestätigt. Darin bemerkt man die Änderung des sozial-ökonomischen Status der Begrabenen.

            Die erste Phase stammt aus der Blüttezeit von Timacum Minus (350 - 380) Die Verstorbenen wurden mit kostbaren Grabgaben und persönlichen Gegenständen begraben. Der Schmuck des Verstorbenen, gläserne Gefäße und Geld als Grabgaben widerspiegeln diese Blütezeit. In den Frauengräbern werden am häufigsten Perlenketten, Ohrringe, Armbänder gefunden, in den lokalen Werkstätten oder in einem größeren Handwerkszentrum hergestellt. In den Männergräben wurden die Teile verschiedener Gürtel gefunden und in einem Grab sogar die Schnallen der Militärsandalen, Fibeln, gläserne Gefäße und Geld.

            Außer der Reste der materiellen Kultur in den Nekropolen der spätantiken Kultur werden die Spuren des Beerdigungsrituals bemerkt. In der ersten Beerdigungsphase war der Brauch des Gefäßelegens ins Grab des Verstorbenen zu bemerken. Diesen Brauch verbindet mit den heidnischen Bräuchen, wobei die Lebenden verpflichtet sind, dem Toten Essen und Getränke zu besorgen. Diese Gegenstände würde der Verstorbene nach dem Tod benutzen wird. Die Pokale aus Glas und Keramik, Krüge, Kännchen wurden gewöhnlich unter den Füßen des Verstorbenen gelegt. Bei dieser Beerdigungsphase war der Brauch zu bemerken, indem man rituell die Gefäße auf dem Grab des Verstorbenen zerbricht. Die Becher wurden sowohl beim Totenmahl benutzt als auch an den den Toten gewidmeten Feiertagen.

            Neben diesen zum Opfer der Verstorbenen vorgesehnen Gegenständen wurden in den Frauengräbern sogar die Toilettensets, ein gläsernes Fläschchen und Balsamarium neben der Verstorbenen gelegt, mit der Hoffnung, diese Gegenstände auf einer anderen Welt zu benutzen.

            Der Brauch, Münzen ins Grab zu legen, wird in erster Phase (350 - 381) und zweiter Phase (380 - 410) bei der Beerdigung in der Nekropole Slog bemerkt. Die Münze in der Hand des Verstorbenen dient als Zahlungsmittel dem Fährmann Charon für die Fahrt über dem Fluss Acheron.

            Während der zweiten Beerdigungsphase auf der Nekropole Slog (380 - 410) hat sich der Brauch behalten, Essen und Getränge ins Grab zu legen. In zwei Gräbern wurden die Spuren des Totenkultes bemerkt - ein Apfel mit gesteckten Münzen darin hingelegt sowie ein Ei als Grabgabe. Der Apfel symbolisiert die ewige Jugend und Auferstehung und das Ei die vitale Energie und die Geburt eines neuen Lebens. Als Grabgabe wurde das Ei häufig als kraftgebende Nahrung für die Reise in die andere Welt benutzt.

            Außer alter vorhandenen Begrabungstradition in der zweiten Phase, bemerkt man gewisse Elemente des Barbarismus im Begrabungsritual. Das erklärt man mit der Anwesenheit der Foederaten in der römischen Armee Ende des vierten Jahrhunderts. Die aus Ostgermanen und Alanen zusammengesetzte Soldatentruppen weilten im Timokgebiet. Das Ritual des Niederlegens des dreischichtlichen Kammes aus Hirschhorn neben dem Kopf des Toten verbindet man gerade mit diesen neugekommenen Hilfstruppenteile römischer Armee. Die untersuchten Soldatengräber aus dieser Phase kennzeichnen die unruhigen Geschichtserreignisse in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts. Die Grabgaben im Allgemeinen sind in dieser Phase mangelhafter im Bezug auf die vorige Beerdigungsphase, was einer allgemeinen Verarmung der Ansiedlung in Ravna entspricht.

            Das Ritual, bei dem eine Schlange ins Grab hingelegt wird, kennzeichnet die erste und die zweite Phase der spätantiken Nekropole Slog, auf dieselbe Weise wie später auf der mittelalterlichen Nekropole. Das gewöhnliche Symbol des Gottes Dionysos ist die Schlange. Dyonisos, bekränzt mit dem Schlangenkranz bietet seinen Gläubigen die Heilung und die Auferstehung. Das Symbol der Schlange verbindet man noch mit dem Gott Asklepios und thrakischer Gottheit Sabazios. Der Gott der ärztlichen Fertigkeit Asklepios trägt einen Stock, um den die Schlange eingewickelt ist. Die Symboltiere der orientalen Gottheit Sabazios sind: die Schildkröte, die Eidechse, der Frosch, der Schafbock und die Schlange. Seinen Eigenschaften nach, dem Gott Dionysos ähnlich, bietet Sabazios seinen Gläubigen die Wiedergeburt. In Timacum Minus wurde die Anwesenheit der Bevölkerung thrakischer Herkunft bezeugt. Als Gläubige von Sabazios hat die Bevölkerung des antiken Ravna wahrscheinlich im Grabritual die Elemente seines Kults eingeschlossen.

In der letzten Phase der Begrabung auf der spätantiken Nekropole Slog, die aus der ersten Hälfte des fünften Jahrunderts stammt, ist eine klare Änderung im Begrabungsritual zu bemerken. Die beerdigte Bevölkerung ist meistens ohne Grabdenkmäler, was darauf weist, dass die Bevölkerung in dieser Phase christianisiert worden war, aber auch dass die Besiedlung in Ravna ruralisiert worden war. Die heidnischen Konvertiten bewahrten in ihrer seelischen Kultur die alten Glauben und Mythen auf. In den materiellen Resten der letzten Phase auf der spätantiken Nekropolle Slog sind keine Spuren des “barbarischen” Totenkultes mehr zu bemerken. Die Hunnenzerstörung im Jahre 443 trifft auch Timacum Minus. Die spätantike Nekropole Slog war wahrscheinlich auch nach dieser Zerstörung eine Zeitlang im Gebrauch.

            Die jüngste Schicht der Nekropole Slog stammt aus der Zeit IX.-X. Jahrhundert. Auf einem späteren Kutgebiet gebildet, knapp an der älteren antiken Nekropole, haben die mittelalterlichen Beerdigungen teilweise die spätantiken Gräber beschädigt. Die Verstorbenen wurden in den Gräbern ohne Grabkonstruktion in den Gräbern ausgestreckt auf den Rücken gelegt und mit verschiedenen Armstellungen begraben. Sie wurden in der Richtung Osten - Westen gelegt, der Kopf nach Westen. Die Beerdigten waren mit dem Schmuck, Kleidungsschmuck aber auch mit den täglich benutzten Gegenständen (Werkzeug, Waffe, Schleifstein, Feuereisen). Auffällig ist die Anwesenheit der älteren “heidnischen” Bräuche in der Form des Trink- und Essgefäßelegens. Die Engstangehörigen legen Essen und Trinken, um den Verstorbenen den Weg ins Ewige zu erleichtern. Die auf der spätantiken Nekropole Slog aufgezeichnete Sitte des rituellen Zerbrechen der Gefäße über dem Grab wurde auch auf der mittelalterlichen evidentiert. Diese in Rahmen der serbischen Mythologie häufige Sitte des magischen Zerbrechens von Gefäßen ist sowohl im Begrabungs-, als auch im Hochzeitskult vorhanden. Das Zweck des Zerbrechens von Gefäßen ist nicht nur das Böse zu verbannen, sondern auch dem Verstorbenen Ruhe und Stille auf dem Jenseitigen zu sichern. Eine der Erklärungen dieses Kultvorgangs lautet, dass man durch das “Zerbrechen” der Gefäße die Seele des Verstorbenen beruhigt, wobei der Verstorbene seinen Angehörigen kein Leid tun kann. Noch eine für die beiden Nekropolen gemeinsame Sitte ist das Eilegen ins Grab. Das Ei als Symbol der Lebenserneuerung bietet die Hoffnung auf die Wiederauferstehung. Im serbischen Volksglauben schützt das Ei vor Bösem und wird häufig in den Sitten, die die Gesundheit bewegen, gebraucht.

            Im Totenkult des mittelalterlichen Ravna ist der Brauch vom Traueressen vorhanden - Leichenschmaus. In der Rußschicht, über einem Grab, wurden Schweine- und Hühnerknochen gefunden, die diese Sitte zeugen. Noch ein Ritual typisch für die slawischen mittelalterlichen Nekropolen, auf der Nekropole Slog vorhanden, ist das Anzünden von Ritualfeuern in der Nähe des Grabes. Ein Teil des Feuers wird direkt in die Grube selbst gelegt. Das Feuer mit seiner Flamme reinigt, vernichtet das Böse und schützt vor Dämonen.

            In ein paar Gräbern wurde das Rtual festgestellt, wobei die Verstorbenen mit Steinen umzäunt wurden. Man glaubte, der Verstorbene würde derart geschützt. Dieser Brauch ist lange in der slawischen Tradition vorhanden. Der Stein, das Symbol der Unvergänglichkeit, sollte für die ewige Dauer der Totenseele gewährleistet haben. Im serbischen Volksglauben wurde der Steinkult entwickelt, für den man glaubt, dass er die Weile einen höheren Wesens oder der Seele des Verstorbenen ist. Einer gestaltlosen Gottheit gleich ist der Stein ambivalenter Natur - er wird mit chthonischen als auch mit revitalisierenden Eigenschaften verbunden.

            Das rituelle Schlangelegen ins Grab ist auch auf der spätantiken und frühmittelalterlichen Nekropole Slog zu bemerken. Die Schlange als ein chthonisches Kultwesen schützt den Toten und bewahrt den Grabraum selbst auf. Mit ihrer zweideutigen Symbolik vereinigt die Schlange den Tod und das Leben. Sie wird mit dem Totenreich aber auch mit der Idee der Neugeburt verbunden. In der serbischen Mythologie hat die Schlange eine bedeutende Stelle. Viele magische Kräfte werden ihr zugeschrieben - Sie schützt das Haus, das Feld, Vieh, Schatz, sie heilt und garantiert die Fruchtbarkeit. Unter dem Einfluss der autochthonen Glauben und thrakisch-dionysischen Kultur hatte die begrabene mittelalterliche Bevölkerung auf der Nekropole Slog, obwohl christianisiert, die älteren schlangebezogenen Bräuche aufbewahrt.

            Eine besondere Kultstelle, die Nekropole, der Friedhof, war seit jeher die Linie zwischen dem Diesseitigen und Jenseitigen, die Stelle des Abschieds und des letzten Grußes. Der menschliche Glaube und die Hoffnung ins Leben nach dem Tod, wurden durch Begrabungsritual ausgedrückt. Dieser Brauch besorgt dem Verstorbenen die Seelenruhe. Die Elemente des Kultes von der Nekropole Slog illustrieren die Bräuche, durch die die Bevölkerung des antiken und mittelalterlichen Ravna übte, um ihre Liebenden auf eine würdige und fürsorgliche Weise das letzte Mal zu begleiten und ihnen den “Übergang” der Grenze zwischen zwei Welten zu erleichtern.

Die verkehrswege

            Der bedeutendste antike Weg, der durch das Timokgebiet führt, heißt Via – Lissus- Naissus - Ratiaria. Dieser Weg stellt eine wichtige Verbindung zwischen Dodunavlje und Adriatischem Meer dar. Noch ein wichtiger Weg, der das Timoktal einschloss, heißt Naissus-Serdica. Der erwähnte Weg führte nach Niš, von wo er sich nach Bela Palanka ( Remesiana) und Pirot (Turres) verzweigte.

            Zwei wichtigste Kreuzungen im Timokgebiet befinden sich an der Mündung von Timok in die Donau im Norden und an der Mündung von Svrljiški und Trgoviški Timok im Süden. Diese Kreuzungen haben zwei größere römische Wege Viminacium - Ratiaria und Naissus - Ratiaria verbunden. Bei Prahovo im Norden (Aquae) haben sich Timoker und Donauer Weg verbunden. Bei Knjaževac im Süden haben sich die Wege in mehrere Richtungen verzweigt: Nach Süden und Südosten (Niš, Pirot), nach Norden (Das Tal von Crni Timok), nach Westen (das Moravatal) und nach Osten (Arcar).

Die archäologischen funde

Merkur

Merkur

II. und III. Jahrhundert

Bronze – Gießen

Höhe 12 cm

Ravna, Befestigung, Das Südtor

Die 1996 durchgeführten Untersuchungen

Heimatmuseum Knjaževac, Inv. 745

Die Statuette des Gottes Merkur im Stehen an sein rechtes Bein gelehnt. Um seinen linken Arm ist ihm Mantel umwickelt und in der rechten Hand hält er einen Beutel. Auf der Oberseite des Kopf Flüglein, die Füße fehlen.

Merkur oder römischer Hermes ist der antike Gott des Handels und Verteidiger der Passagiere. In der griechischen Mythologie bekommt er die Rolle des Seelenführers in die andere Welt (psichopomp).

Dionysos

Dionysos

II. und III. Jahrhundert

Terrakotta

Höhe 8,1 cm

Ravna, die Befestigung, das Nordtor

Die 1980 durchgeführten Untersuchungen

Heimatmuseum Knjaževac, Inv. 251

Der Kopf des Gottes Dionysos ist mit dem Weinrebekranz und Trauben umrahmt.

Dionysos oder Bacchus ist der antike Gott der Vegetation, dem die ganze Natur untergeordnet ist. Sterblicher und unsterblicher Natur, der Gott der Toten und des Prophezeiens. Zwischen zwei Welten mitwirkend bietet er seinen Gläubigen die Hoffnung auf die Wiederauferstehung.

Vorhängeschloss

Vorhängeschloss

III.-IV. Jahrhundert

Bronze, Gießen

Länge 4,3cm

Ravna, Befestigung

Das Südtor

Die 1994 durchgeführten Untersuchungen

Heimatmuseum Knjaževac, Inv. 683

Der Hängeschloss, in der Form einen größeren massiven Rings mit der Decke in der Form der menschlichen Maske.

Die Emaille-Schnalle

Die Emaille-Schnalle

I.- II. Jahrhundert

Bronze, Gießen, Email, vergoldet

Länge 7,5 cm

Ravna, Therme I

Die 1977 durchgeführten Untersuchungen

Heimatmuseum Knjaževac, Inv. 160

Die aus drei Plättchen bestehende stufenweise gelegte Schnalle rechteckiger Form hat im Zentrum rechteckige Perforation mit drei verbundenen Löchlein, von denen das mittlere mit dem blauen und zwei daneben mit dem roten Email ausgefüllt worden sind.

Die Perforation umrahmen vier Lager mit grünem Email ausgefüllt. Die Vertikalseiten der Plättchen sind wellenförmig siebenfacher Bögen, dessen Mitten mit dem roten Email ausgefüllt sind und daneben sind je zwei Kreislager mit blauem Email. Die Schnalle befestigt man über den Knopf mit einem einfachen Dorn.

Die Fibel - Anheften

Die Fibel - Anheften

Ende des III. Anfang des IV. Jahrhunderts

Silber, opus interrasile

Länge 4,9 cm

Ravna, die Nekropole, Ropinski potok, Grab 1

Die 1994 durchgeführten Untersuchungen

Heimatmuseum Knjaževac, Inv. 682

Die silberne Fibel, vom Hybrid-Typ, knie- und kreuzförmig, mit Scharniermechanismus auf dem Kopf und zwei Bügel auf den Abzweigungen des Trägers und plattenartiger Verbreitung, palmettenförmig, anstatt des Bügels in der Mitte, mit dem vegetabilen Schmuck, stängelförmig auf dem Bogen, in der Technik von opus interrasile. Hoher Nadelhalter. Es fehlen die Nadel und die Fußfibel. Der Kopf beschädigt.
Diese luxuriöse silberne Fibel stellt eine Art hervorragender Verehrung den verdienten Militäroffizieren dar. Außer unalltäglicher Form zeichnet sich die Fibel auch mit einem Schmuckstück auf dem Bogen aus, in der Technik opus interassile hergestellt. Nur auf einigen Fibeln, die aus dem Gebiet des römischen Reichs stammen, kommt diese Technik auf dem ganzen Bogen von Fibel vor.

Der Grabstein - das Medaillon

Der Grabstein - das Medaillon

II.-III. Jahrhundert

Kalkstein

Höhe 99 cm, R-87cm

Ravna, Horreum

Die 1991 durchgeführten Untersuchungen

Heimatmuseum Knjaževac, Inv. 513

Anepigraphischer medaillionförmiger Familiengrabstein aus Kalksteinkonglomerat. Das Medallion hat einen plastischen Rahmen mit einer profilierten Gosse, rechteckiger Fußfibel mit dem Dorn. Die Brust des Verstorbenen ist in vollem Relief dargestellt worden. Auf der unteren Hälfte des Medaillons sind zwei Männer rechts und links und in der Mitte zwei Frauen dargestellt. Auf der oberen Hälfte sind drei Figuren dargestellt - ein Mann rechts, eine Frau links und in der Mitte ein jüngerer Mann.

Der Grabstein

Der Grabstein

III.-IV. Jahrhundert

Kalkstein

89x 192x 29cm

Ravna, Horreum

Die 1994 durchgeführten Untersuchungen

Heimatmuseum Knjaževac, Inv. 450

Steinerner Grabstein aus Kalkstein, beschädigt auf der Oberseite, der Grund fehlt. Das Relieffeld wurde mit Weinreben umrahmt. Im unteren Teil sind zwei symetrisch gestellte Reiter dargestellt, zwischen denen ein Mann die Pferde am Gurt hält. Im oberen Teil des Relieffeldes sind die Mutter links der Vater rechts und die Schwester der Verstorbenen zwischen den Eltern dargestellt. Auf beiden Seiten des ausgeschriebenen Feldes sind rippenförmige Säulen mit stufigen Gründen mit den Korinthkapitelln.

Die Goldenen Ohrringe

Die Goldenen Ohrringe

IV. Jahrhundert

Gold, Glas

Länge 3-4 cm

Ravna, die Nekropole Slog, der Grab 134

Die 1996 durchgeführten Untersuchungen

Heimatmuseum Knjaževac, Inv. 793

Zwei goldene Ohrringe mit elliptischen Ringen, die sich in der Maschenform mit den Häckleinen zum Schnallen beenden. Auf den Ringen befindet sich ein pyramidenförmiger goldener Aufhänger in der Form des stilisierten Heraklesprügels mit einer Perle am Ende.

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Die Halskette mit goldenen Perlen

Die Halskette mit goldenen Perlen

IV.-V. Jahrhundert

Gold, Glas

Die Perlenlänge 0,6- 1,2 cm.

Ravna, die Nekropole Slog, Grab Nr. 12

Die 1994 durchgeführten Untersuchungen

Heimatmuseum Knjaževac, Inv. 654

Die Halskette aus dunkelblauen und grünen Glasperlen, vier goldene Perlen, gefäßförmig.

Kreuzförmige Fibel

Kreuzförmige Fibel

Ende des III. und Anfang des IV. Jahrhundrts.

Bronze, Vergoldung, Gießen, Einschneiden, niello

Länge 8,2 cm.

Ravna, die Nekropole, Ropinski potok, Sonde IX

Die 1977 durchgeführten Untersuchungen

Heimatmuseum Knjaževac, Inv. 159

Die kreuzförmige vergoldete Fibel, der Bogen trapezoidförmigen Abschnitts mit eingeschnittenem Motiv vom Tannenzweig geschmückt. Die Fußfibel mit demselben Motiv geschmückt, an den Rändern drei Perlenpaare, am Anfang und am Ende mit Voluten geschmückt. Der geschnitzte Schmuck wurde mit dem schwarzen Email (Niello) ausgefüllt.